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004 Schichtdienst

Meiner persönlichen Erfahrungen mit Schichtdienst:

Schön das ihr wieder vorbei schaut, oder seid Ihr das erste mal hier? In dem Fall herzlich Willkommen bei den Verhaltenskreativen. Wir wollen Heute über Schichtdienst sprechen. Ich gehe mal davon aus, dass Ihr selbst im Schichtdienst arbeitet, gearbeitet habt, oder zumindest Leute kennt, die im Schichtdienst tätig sind. Ich selbst arbeite fast meine ganze Berufslaufbahn unter diesen Bedingungen. Nur in meiner Ausbildung und in einem Praktikum noch vor meiner Ausbildung arbeitete ich jeweils ein Jahr in verschiedenen Tagesförderstätten und somit bei geregelten Arbeitszeiten. In meiner Ausbildung konnte ich mich daran eine ganze weile nur sehr schlecht gewöhnen. Ich war so auf Schichtdienst eingestellt, dass dieses ständige frühe aufstehen ein echtes Problem für mich darstellte.

Meine eigenen Bedürfnisse und Vorlieben zum Thema Dienstzeiten haben sich in den letzten Jahren aber deutlich geändert. Die große Partyzeit war irgendwann vorbei und andere Dinge wurden wichtige. Diese unterschiedlichen Vorlieben im Bezug auf die Arbeitszeit werden noch deutlicher, wenn wir uns unterschiedliche Menschen anschauen. Da kommt es zum einen auf den Typ Mensch an. Beispielsweise ob es sich dabei eher um eine Nachteule, oder den Vogel mit dem frühen Wurm handelt. Es kommt auf die individuellen Lebensumstände an. Lebt man alleine als Single, hat man einen Partner, eine Partnerin oder sogar ein, oder mehrere Kinder. Arbeitet die Partnerin, oder der Partner? Wenn ja, vielleicht auch im Schichtdienst? Ihr seht schon, die Variationen sind beinahe endlos und die daraus resultierenden Bedürfnisse an die Arbeitszeit genauso.

Ich habe Euch genau zu diesem Thema auch in verschiedenen FB Gruppen um eure Meinung gebeten und wie zu erwarten war, sind die Antworten extrem Bunt gemischt…


Eure Erfahrungen mit Schichtdienst:

Sarah zum Beispiel schrieb, dass sie sich zur Zeit in der Ausbildung befindet und davon belastet ist, dass sie viele Spätdienste hat und deshalb Ihre Freunde weniger oft sehen kann. Denn diese haben keinen Schichtdienst und arbeiten entsprechend am Vormittag. Sie kann aber auch etwas positives am Schichtdienst sehen. So kann sie sich gut Termine in den Vormittag legen und diese in Ruhe bearbeiten. Viele von uns kennen diesen Vorteil, wenn wir Arzttermine haben, unseren Führerschein, oder Reisepass beantragen müssen und ähnliches. Es soll Leute geben, die müssen sich für so etwas einen Tag Urlaub nehmen.


Das Problem mit den Freunden, die man weniger sieht, kennen aber sicher auch die meisten von uns.

Es gab aber auch Meldungen, welche die negativen Seiten eindeutig in den Fokus stellten. Bei Petra führte der Schichtdienst letztlich dazu, dass sie ihren Job kündigte und sich eine neue Arbeit gesucht hat. Ich wünsche Ihr an dieser Stelle nochmal alles gute für den neuen Job.

In ihrem alten Job musste sie gezwungenermaßen durchgehend im Nachtdienst ran. Sie reagierte gesundheitlich darauf. Bekam Schlafstörungen, war ständig Müde und hatte am Ende das Gefühl, dass ihr ganzes Leben an Ihr vorbei läuft. Ich werde später noch genauer auf die möglichen Auswirkungen von Schichtdienst auf unsere Gesundheit eingehen. Einen kleinen Spoiler kann ich mir an dieser Stelle aber wohl erlauben. Nachtdienste sind hier ganz besonders herausfordernd für unsere Gesundheit.


Auswirkungen auf unsere Gesundheit:

Soviel also zu den subjektiv sehr unterschiedlichen Meinungen und Vorlieben. Aber wie sieht es eigentlich aus, wenn wir das ganze aus einer etwas wissenschaftlicheren Sichtweise betrachten? Ich muss Fairness halber dazu sagen, dass ich kein Experte bei diesem Thema bin, aber ich habe in letzter Zeit einiges an Fachartikeln und Literatur zu dazu gelesen. Hinzu kommt, dass einige Hypothesen noch nicht gut genug überprüft wurden.

Sicher ist jedoch, dass wir alle eine innere Uhr haben. Einen Biorhythmus nach dem wir leben. Diese Uhr ist bei jedem von uns individuell gestellt. Das erklärt auch, warum es Frühaufsteher und Langschläfer gibt. Logisch ist auch, dass es Langschläfern deutlich schwerer fällt zum Frühdienst zu erscheinen. Ihre innere Uhr ist auf dieses frühe Aufstehen überhaupt nicht eingerichtet.


Bei Nachtdiensten spielt die Individualität der inneren Uhr aber keine so große Rolle mehr. Wir alle sind biorhythmisch nicht auf Nachtarbeit eingestellt. Sicher gibt es Menschen denen Nachtdienste subjektiv leichter fallen als anderen. Aber wenn überhaupt, könnten wir unseren Biorhythmus nur dann auf Nachtarbeit einstellen, wenn wir auch unsere freien Tage nach diesem Rhythmus ausrichten würden. Ich persönlich kenne aber niemanden, der das kontinuierlich tut... Wie auch? Ein Sozialleben wäre dann quasi nicht mehr möglich. Unser Umfeld, die Gesellschaft, unsere ganze Welt ist auf den Tag ausgerichtet. Läden haben nachts geschlossen und Familie und Freunde schlafen. Also passen wir unseren Biorhythmus an den freien Tagen wieder an. Vielleicht gibt es Menschen, die Ihr Leben ein paar Monate komplett auf Nachtmodus stellen, aber ein Leben lang kann ich mir nur sehr schwer vorstellen.

Der Nachtdienst wird dann auch in allen Fachartikeln besonders hervorgehoben. 2007 stufte das Internationale Krebsforschungszentrum der WHO den nächtlichen Schichtdienst sogar als “wahrscheinlich krebserregend” ein. Ob zwischen Nachtarbeit und Krebs ein kausaler Zusammenhang besteht, ist hoch umstritten. Wissenschaftler vermuten jedoch, dass der Mangel an Melatonin das Risiko einer Tumorbildung erhöht. Das Hormon wird vor allem in der Dunkelheit produziert. Menschen, die nachts im Hellen arbeiten müssen, können dieses nicht so gut produzieren.


Auswirkungen auf unser Sozialleben:

Zusätzlich zu den direkten Auswirkungen auf unsere Gesundheit, hat der Schichtdienst aber ja auch noch die schon erwähnten Auswirkungen auf unser Sozialleben. Neben dem beschriebenen Biorhythmus unterliegen wir auch einem sozialen Rhythmus. In unserer Gesellschaft ist das ein abendlicher Rhythmus. Auch heute noch arbeiten die meisten Menschen Wochentags zwischen 08:00 und 18:00 Uhr, weshalb sich ein Großteil der Freizeitangebote in unserem Kulturkreis auf den Abend und die Wochenenden konzentriert. Somit ist es uns im Schichtdienst häufig nicht möglich an einem Vereinsleben oder anderen Freizeitaktivitäten teilzunehmen. Hierdurch kann ein Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit entstehen, was nachweißlich wieder negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat.


Jetzt würde ich mal vermuten, dass viele von euch noch recht jung sind. Vielleicht noch am Anfang Ihrer Berufslaufbahn stehen und eventuell sogar an der ein oder anderen Stelle dachten. Der soll sich mal nicht so anstellen. Ich vertrage den Schichtdienst super und Nachtdienste sind klasse, denn ich hab da weniger zu tun und werde sogar noch deutlich besser bezahlt. Das mag schon sein und vielleicht seid Ihr sogar mit einer außergewöhnlich guten, körperlichen und psychischen Konstitution gesegnet. Generell ist aber zu sagen, dass sich die Belastungen des Schichtdienstes im Zuge der Karrieredauer ändern.


Ihr wollt noch mehr erfahren? Dann hört doch gerne in die entsprechende Podcastfolge rein.




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